Weihnachten: Wenn Familie, Erwartungen und Emotionen zusammentreffen - 5 Wege, gut durch die Feiertage zu kommen
Weihnachten – für manche eine stille, besinnliche Zeit, für andere eine Phase voller Reize, Erwartungen und innerer Anspannung. Oft kommen an den Feiertagen Menschen zusammen, die sich lange nicht gesehen haben – und manchmal bringt genau das alte Themen, unausgesprochene Konflikte oder vergangene Verletzungen wieder an die Oberfläche.
Nicht selten entsteht dann dieser innere Druck: Man sollte sich freuen, sollte dankbar sein, sollte die gemeinsame Zeit genießen. Aber innerlich fühlt sich vielleicht etwas ganz anderes an.
Und genau diese innere Dissonanz – zwischen dem, was im Außen erwartet wird, und dem, was man innen wirklich fühlt – kann Stress erzeugen, der das Nervensystem deutlich beansprucht.
Die Feiertage sind dadurch emotional oft dichter, intensiver, lauter – nicht unbedingt im akustischen Sinne, sondern im inneren Erleben. Umso wichtiger ist es, gut für sich zu sorgen. Deshalb habe ich fünf bewährte Strategien zusammengestellt, die dir helfen können, gelassener, präsenter und stabiler durch diese besondere Zeit zu gehen.
1. Pausenräume schaffen – bevor es zu viel wird
Familiengespräche, der Weihnachtsduft im Haus, das Gewusel, die Geräuschkulisse: Vieles lässt sich nicht vermeiden. Was du aber sehr wohl steuern kannst, ist dein Umgang damit.
Erlaube dir Mikropausen – kleine, bewusste Atemzüge zwischendurch.
Ein kurzer Blick aus dem Fenster, ein paar Schritte auf den Flur, einmal tief durchatmen.
Diese kleinen Ankerpunkte wirken wie ein Reset für das Nervensystem.
Bei längeren Familienbesuchen lohnt es sich sogar, solche kleinen Auszeiten bewusst vorab einzuplanen – als Inseln inmitten des Trubels.
2. Nervensystem beruhigen – durch sanfte bilaterale Reize
Wenn Anspannung steigt, schaltet das Nervensystem schneller in Alarmbereitschaft.
Eine einfache, starke Methode aus der körperorientierten Traumatherapie ist der Butterfly-Hug:
· Lege deine Hände über Kreuz auf deine Schultern
· Klopfe abwechselnd links und rechts
· Ruhig, langsam, im eigenen Tempo
· Augen schließen, atmen
Diese sanfte, abwechselnde Stimulation hilft, den Körper aus der Stressreaktion herauszuführen. Viele Menschen spüren schon nach wenigen Atemzügen mehr Ruhe und Boden unter den Füßen.
3. Die Aufmerksamkeit bewusst lenken
Was wir wahrnehmen, hängt stark davon ab, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Wenn dein innerer Fokus immer wieder auf das Unangenehme, Anstrengende oder Belastende wandert – die schiefe Bemerkung, die angespannte Stimmung, die Sorgen im Kopf –, intensiviert sich genau das.
Übe deshalb, deinen Fokus aktiv zu verschieben:
auf den warmen Tee, den Duft des Kuchens, den Klang einer Stimme, den Stoff der Kleidung.
Das ist kein oberflächliches Ablenken, sondern eine bewusste neuronale Neuausrichtung.
So stärkst du die Fähigkeit, dich innerlich von äußeren Reizen zu distanzieren.
4. Struktur geben – dem Tag, den Gedanken, dem Körper
Während der Feiertage fallen Alltagsstrukturen oft weg. Das kann schön sein – aber auch verunsichern, weil der innere Halt fehlt.
Gib deinem Tag deshalb einen klaren Rahmen:
ein Ritual am Morgen, feste Mahlzeiten, kurze Spaziergänge, kleine Ruhephasen.
Struktur bedeutet für das Nervensystem Verlässlichkeit.
Und dort, wo Ordnung entsteht, kann sich auch der Körper leichter entspannen.
5. Bewegung in Stille – der Körper als Anker
Nicht jede Bewegung tut gut.
Aber bewusste, langsame Bewegung kann Wunder wirken.
Achtsames Gehen, sanftes Dehnen, ein paar Yoga- oder Qi-Gong-Bewegungen – all das hilft, vom Kopf zurück in den Körper zu finden.
Sobald wir wieder spüren, dass unser Körper sicher ist, beruhigt sich oft auch unser inneres Erleben. Bewegung in Stille schafft Balance, Boden und Stabilität.
Wenn alte Themen anklopfen: Das darf später angeschaut werden
Die Feiertage eignen sich nicht immer dafür, tiefsitzende Familienthemen zu klären.
Wenn Belastendes auftaucht, bedeutet das nicht, dass jetzt sofort etwas verarbeitet werden muss.
Du kannst es wahrnehmen, anerkennen – und dir bewusst vornehmen, später in einem sicheren Rahmen damit weiterzuarbeiten, wenn es stimmig ist.
Vielleicht mit professioneller Begleitung, vielleicht in einem geschützten Coachingprozess.
Die Weihnachtszeit muss nicht perfekt sein.
Sie darf echt sein.
Ungeordnet. Bewegend. Menschlich.
Wenn du spürst, dass dich Familienthemen, alte Muster oder innere Anspannung in dieser Zeit besonders herausfordern, bist du damit nicht allein.
Ich begleite dich gern dabei, wieder mehr innere Ruhe, Sicherheit und Klarheit zu finden – Schritt für Schritt, in deinem Tempo.
Frohe und friedliche Weihnachten,
Katharina Seedorf